
Woher habe ich nur die Vorliebe für VW Käfer?

Nun, möglicherweise liegt es an einem frühen VW Käfer meiner Eltern. In jungen Jahren habe ich des Öfteren nicht nur auf der Rücksitzbank des elterlichen VW Ovalkäfers Platz genommen, sondern manchmal auch hinter der Rücksitzbank. Sehr deutlich in Erinnerung ist mir besonders eine Urlaubsfahrt nach Spanien, mit 24,5 PS über die Alpen!
Möglicherweise haben mich diese frühen Jugenderlebnisse jedoch kalt gelassen und es war doch mein Studienkollege Martin Stahl, mit dem ich gemeinsam in Rosenheim in Oberbayern studiert habe, der mich auf den VW Käfer brachte. Jedenfalls fuhr er damals schon ein blaues VW Käfer Cabrio mit Typ 4 Motor – einen Kraftkäfer, was mich sehr beeindruckte, denn ich war damals eingefleischter Motorradfahrer und war stolzer Besitzer einer Kawasaki LTD 250 – 17 PS, Einzylinder.

So kam es wie es kommen musste und wir fanden eines Tages im Jahr 1984 meinen VW Käfer in sehr schrottigem Zustand an einer Rosenheimer Tankstelle – ein sogenannter Rechteckkäfer Baujahr 1960 mit 30 PS Motor und kleinen Rückleuchten. Mit schrottig meine ich unter anderem folgendes, um nur das Wichtigste zu erwähnen:
Beide Schweller hatten sich überwiegend in Rost aufgelöst und hingen in Fetzen bis auf den Boden herunter- im hinteren Seitenteil auf der Beifahrerseite klaffte ein riesiges Loch, durch das man in den Innenraum des Faltdachkäfers greifen konnte. Außerdem war an vielen Stellen das Blech so marode, dass sehr viel zu schweißen war.

Trotzdem kaufte ich den Export Käfer 1200 de Luxe damals für 500,- DM mit einem kompletten neuen Seitenteil als Reparaturblech von der Erstbesitzerin, die Opernsängerin in München war – Käfer restaurieren war angesagt. Leider habe ich keine Bilder mehr vom Kaufzustand und nur noch eines von der ersten Käfer Restauration, dieses eine ist aber sehr beeindruckend:

Zu sehen ist mein Studienkollege Martin Stahl, der gerade die letzten Reste des alten Käfer Seitenteils entfernt ( mit dem Loch zum durchgreifen in den Innenraum ), bevor das Reparaturblech eingeschweißt wird. Nach der Restauration sah Herbie schon richtig gut aus, war aber im wesentlichen völlig original, unter anderem noch mit 30 PS Motor, originalem Fahrgestell mit Pendelachse hinten und Bundbolzenvorderachse.
Nachdem das Studium in Rosenheim beendet war, zog es mich wieder nach Hause von Bayern in den Ruhrpott nach Essen. Dort lernte ich schnell weitere Käferfans kennen. Mit einem freundete ich mich besonders an und wir schraubten ab da gemeinsam an unseren VW Käfern. Ich experimentierte in dieser Zeit auch mit Porsche 356 Teilen: so bekam mein VW Käfer eine Zeit lang eine Porsche 356 Trommelbremsanlage mit Porsche 356 Felgen. Das war richtig teuer und wurde später durch andere Teile ersetzt. Aus dieser Zeit stammen meine spektakulärsten Bilder zum Thema Käfer restaurieren. Eines Tages tauschten wir gemeinsam das Fahrgestell meines Käfers aus. Im Vordergrund mein damaliger Winterkäfer, dann das neue Fahrgestell, dann das alte und ganz links im Hintergrund die Karosserie meines Faltdachkäfers:

Ein weiteres sehr eindrucksvolles Foto zeigt die abgeschraubte VW Käferkarosserie aus der Nähe, die auf zwei Balken, die durch vier Stühle gehen, abgelegt ist. Darunter steht noch das alte Käfer Chassis/Fahrgestell mit Pendelachse und mit Porsche 356 Trommelbremsen und Felgen und Riechert Typ 1 Sportauspuff:

Dazu kam ein getunter Typ1 Motor von VW Tuner Riechert in Velbert mit liegendem Porsche 911 Gebläse und Lichtmaschine mit Weber Doppelvergasern. So umgebaut wurde Herbie einige Jahre gefahren. Umgebaut wurde häufig, auch am Motor natürlich. Schließlich wurde eine zweite komplette Restauration nötig.
Diesmal wurde die Karosserie komplett gestrippt, geschweißt, gesandstrahlt, spritzverzinkt und dann lackiert. Bei dieser Restauration erfüllte ich mir meinen lange gehegten Wunsch: Herbie bekam einen 2 Liter Typ 4 Motor – waschechtes Käfertuning. Diesmal luftgekühlt mit stehendem Gebläse und Porsche Lichtmaschine. Er stammt vom VW Käfer Tuner Wittkuhn. Ich bin mit dem Typ 4 Wittkuhn Motor sehr zufrieden, er versieht seinen Dienst seit etwa 25 Jahren.
Hier seht und hört Ihr den VW Käfer Typ 4 Sound:
Zum Typ 4 Wittkuhn Motor kamen noch viele weitere Tuning – Extras:
eine höhenverstellbare Vorderachse, Recaro Sitze vorne, alte VDO Zusatzinstrumente, 5,5×15 Stahlfelgen oder Alufelgen mit 195er Reifen, Scheibenbremsen vorne, Edelstahl Auspuff, neues Faltdach, Riechert Front Ölkühler, zentraler Stecker für die Motorelektrik im Motorraum ( vereinfacht den Motorausbau ungemein ) und Vieles mehr.
Das Tuning Endergebnis ist am Anfang dieser Seite zu bestaunen.


Mittlerweile hat Herbie auch ein Oldtimer – Kennzeichen – ein sogenanntes H ( Oldtimer ) Nummernschild. Das war lange Jahre nicht möglich wegen des Typ 4 Motors der Firma Wittkuhn. Mittlerweile sind jedoch zeitgenössische Umbauten auch erlaubt. Bereits Anfang der siebziger Jahre boten die ersten VW Tuner den Umbau an – zum Beispiel die Firma Käfertuning Riechert in Velbert. Ich bin sehr froh über das H Kennzeichen, denn das Ruhrgebiet ist mittlerweile in weiten Bereichen Umweltzone! Und nein, vermieten werde ich ihn nicht. Statt dessen könnte ich ein Modellauto anbieten. Und nein, er hat in keinem Herbie Film mitgespielt.
Ende 2014 erhielt unser Käfer ein generalüberholtes ( neues Hauptlager, neue Differentiallager und neue Synchronringe ) AS Getriebe mit langer Achse 3,875 und mit 0,89er vierten Gang. Den Getriebetausch erledigte die Firma Gerd Weiser Tuning in Düsseldorf. Im Zuge des Getriebetausches wurden noch einige zusätzliche Arbeiten erledigt:
– Austausch von Simmering, Ausrücklager und Kupplungsscheibe
– Überprüfung und Reparatur einiger elektrischer Funktionen
– Entfernung von starker Verschmutzung unter dem Gebläsekasten
– neue Getriebegummilager vorne und hinten
– neuer Keilriemen
Das neue Getriebe fährt sich super! Nochmals vielen Dank an Herr Weiser für die sehr sorgfältige und äußerst fachkundige Beratung und Durchführung dieser Reparatur!